Ernas 1. Geburtstag

Schaprode-Neuendorf-Vitte

11.08.2020, 23 Uhr: Ringsum scheinen alle zu schlafen. Zumindest haben sich die Besatzungen aber in die Schiffsbäuche zurückgezogen. Der Wind weht mit 5 Bft. und verursacht ein Heulen in der Takelage der geschätzt 200 Boote im Yachthafen von Vitte auf Hiddensee. An Bord der LUCCA scheint das aber den weiblichen Teil der Besatzung eher in den Schlaf zu wiegen, das sanfte Schaukeln und Klappern an Bord.

Heute war der Tag, wegen dessen vor allen Dingen Paula schon sehr aufgeregt war. Schon ein ereignisreiches Jahr war es nun her, dass Erna das Licht der Welt erblickt hat. Gemeinsam haben wir zurück gedacht, wie es so langsam „los ging“ und wir uns auf den Weg nach Rostock in die Geburtsklinik gemacht haben. Heute sollte dieser besondere Tage gefeiert werden.

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Geburtstag ist im Haus: Happy Birthday Klein Erna zu deinem ersten erfolgreich absolviertem Lebensjahr. =)

Patenonkel Clausi und Wohnung-Erna-gerecht-Umbauer Knut nebst dessen besserer Hälfte Maren hatten sich in den Kopf gesetzt, uns zu besuchen: „Wir laden in Ribnitz die Ixylon auf den Trailer, fahren mit Auto und Boot nach Bahrhöft und segeln dann nach Hiddensee. Da treffen wir uns irgendwo.“  Jo, das war ne Ansage! Da blieb uns ja gar nichts anderes übrig, als unsere eingespielten Ablegezeiten „über Bord zu werfen“ und uns ungewohnt früh auf den laaangen Törn auf „die“ Insel zu machen. Laut Kartenplotter knappe vier Seemeilen. =) Allerdings mussten wir nach einer Runde durch den anvisierten Hafen Neuendorf feststellen, dass die Verantwortlichen dort anscheinend keine Ahnung von unserem Plan hatten. „Hier ist nix frei!“ befand der Skipper nach einer kurzen Hafenrunde „Wir versuchen`s in Vitte. Da sind viel mehr Liegeplätze. Da geht immer irgendwas.“ Also noch mal ein kurzes Stück gegen den Wind ins Hauptfahrwasser motort, dann die Fock ausgerollt und Richtung Norden immer schön im Fahrwasser. Dass das nicht jedem sauber gelingt, bewies die Crew einer großen Charteryacht, die kurz vor der Abzweigung zum Yachthafen wohl etwas zu früh das Anlegebier getrunken hatte und nun trotzdem „hoch und trocken“ lag. Wir konnten aber nicht helfen. Schließlich wollten wir den Geburtstag ordentlich feiern und mussten zusehen, dass wir ordentlich einen Fuß auf die Insel kriegen. Kurze Hafenrunde, rückwärts, Frage brüllend: „Können wir bei euch längsseits gehen?“ und schon hatten wir einen Fuß in der Tür. Der Skipper hat sich dann sogleich nackig gemacht, um weitere Leinen zur Sicherung des Schiffes und sogleich zur Abwehr weiterer Urlaubs-Laiencrews schwimmend auszubringen. Aber ein Spaß bei dem Wetter. Der bekannt äußerst rigorose Hafenbesitzer hat dies jedoch nach kurzer Zeit schnell wieder für Blödsinn erklärt: „Wenn ihr so liegen bleiben wollt, blockiert ihr zwei weitere Liegeplätze und müsst für drei zahlen!“ Der Mann war schon immer speziell, aber sein Hafen, der größte Yachthafen auf Hiddensee, ist trotzdem immer mehr als voll besucht. Dann kann man sich das auch erlauben.

Wir hatten gerade etwas Luft geholt und Marco wollte den Ixylon-Seglern telefonisch mitteilen, wo wir sind, da bogen diese quasi auch schon auf den Steg. „Hallo! Wie war die Überfahrt? Was wollt ihr trinken? Ja, Erna ist auch irgendwo.“ =) Erna war dann tatsächlich etwas verwirrt von dieser ungewohnten Menschenmenge in der Plicht, hat sich aber schnell mit der Situation arrangiert. Auf ihrem Ikea-Hochstuhl hat sie sich inmitten der fröhlichen Besucher ihren Nachmittags-Snack reingeschoben. Es gab hauptsächlich gekochten Mais, der sich immer so lustig in der Kackewurst wiederfindet. Nach eins, zwei Drinks musste unsere Segler-Besucher-Crew allerdings schon wieder an den Rücktörn nach Barhöft denken. Wir haben Erna in die Karre geschmissen (noch ihr natürliches Fortbewegungsmittel) und sind ab Richtung Westseite von Hiddensee. Der Patenonkel hatte einen ausdrücklich als „Privatweg“ beschilderten Pfad durch die Dünen als am coolsten ausgewählt. War auch cool, aber Erna und ihr Buggy mussten einzeln getragen werden. Aber wir waren ja genug Leute.

Am Strand, wohlgemerkt andere Seite von Hiddensee, Ostsee und Westseite, war von dem „frischen“ Wind im Yachthafen fast nichts zu spüren. Wer sich da nicht einfach nackig in den Sand oder ins Wasser schmeißen will, fährt lieber woanders hin. Wir haben unsere Besucher verabschiedet (norddeutsch cool ohne Umarmung und Küsschen und damit auch coronagerecht) und haben dann Erna ins doch sehr kalte Wasser geschupst. Noch ein Blick auf die Jolle und dann nur noch darauf, dass die Wellen Ernas hochgekrempelten Body nicht erreichen. Erna hatte total viel Spaß. Das war mit Sicherheit der bisher beste Geburtstag ihres Lebens.

Wir schulden Euch noch einen Beitrag aus Altefähr und Schaprode, aber wie heißt es so schön: In der Ruhe liegt die Kraft.

In diesem Sinne:

Handbreit

Ein spätes Resümee

Von Kollisionen, netten Häfen und einer zufriedenen Leichtmatrosin: ein paar Schläge über den Greifswalder Bodden.

Greifswald-Lubmin-Sellin. Das ist ja schon fast Sesshaftwerden. Drei Tage lang hat es sich LUCCA samt Besatzung in Greifswald gemütlich gemacht. Dies hatte so diverse Gründe: Zwei Tage lang war dann doch zu viel Wind und Tag drei wurde für Diverses genutzt. Obwohl sicherlich ein netter Segelwind draußen vorhanden gewesen wäre. Jedoch nach der einen und anderen Böe und den sportlichen 40 Knoten Wind während der Überfahrt von Gustow nach Greifswald, hatte das schon alles seine Richtigkeit. =) Gustow nicht zu vergessen: Im „Naturhafen“ lagen wir eine Nacht, aber Obacht bei den Verholeleinen. Die „weißen“ Fäden im Seil sind wahre Miesepeter und Splitter-Verursacher. Doch Gustow scheint ganz nett, nicht im Sinne von „kleine Schwester von A***“. Passt schon.

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Eine ausreichende Wiese in Puddemin: Auch hier haben wir einen kleinen Zwischenstopp eingelegt.

Was auf keinen Fall passt, ist die Manöver-Unfähigkeit manch anderer Bootsführer. In Althagen schon kam ein Jollenkreuzer auf uns zugerast, wohlgemerkt, wir lagen schicki vertäut an der kleinen Kaimauer gegenüber der Netzboote, und Ditsch – aufgefahren. LUCCAs Festmacher diente glücklicherweise etwas als Aufprallschutz, aber Paula wurde schon etwas laut und das ältere Ehepaar war einsichtig, gemäß dem Motto: „Das ist uns noch nie passiert.“ Tja, Rückwärtsgang nicht gefunden. Naja…keine Lackschäden oder schlimmeres. Vor der Brücke, welche in Greifswald das kleine Flüsschen Ryck überquert, kam es noch besser. Die Wartezeit bis zu Brückenöffnung dreht LUCCA gemächlich die Runden hin und her, bis ein hochmotivierter Seefahrer in Badehose und Bikini-Begleitung meinte, sportliche ausparken zu müssen. Das ging ja noch gut. Doch beim Vorwärtsfahren nach Hinten zu schauen und dann ebenfalls nicht zu wissen, wo der Rückwärtsgang ist, das ging dann entschieden zu weit. Es krachte, glücklicherweise hatten sein Bug und LUCCAs Scheuerleiste ziemlich die gleiche Höhne. So blieb es bei viel Aufregung, einer blaugefärbten Delle im Teak, Herzklopfen, einem wie immer entspannten Skipper und einer späten Reue paar Seemeilen draußen seitens des Unfallverursachers.

Dennoch: Zwei mal angefahren in zwei Wochen. Das sollte besser kein Standard werden. Die Hochrechnung möchte man sich nicht vorstellen, wenn das so weiter gehen sollte. Nun ja, vergessen und vergeben, zumindest für’s Erste.

Lubmin ist ein ganz annehmbarer Hafen, wenn man gut Wetter hat und auf ein bisschen Heimattreue steht. Denn der Hafenmeister und die fast einzige Kneipe ist die MS Vaterland. Jaja, es klingt wie das Ausbildungsschiff für Kameradschaft und Gleichgesinnte der NPD, aber was soll man machen. Dafür ist der Hafenmeister ein nettes Original und unterm Strich passt das schon. Erna zeigte sich wagemutig beim Krabbeln über das angespülte Kraut am Strand und lies sich auch vom Matsche-Geräusch und dem etwas modrigen Geruch nicht abhalten. Gut so, kleine Erna! Wasser, Kraut und Sand sind kein Problem für die Leichtmatrosin. Beste Voraussetzungen für ein Leben nahe am Wasser =)

Sellin ist da schon ein ganz anderer Schnack. Der Hafen ist deutlich jüngeren Datums, die Fertigstellung erfolgte erst vor wenigen Jahren und so fühlt man sich auch. Der Hafenmeister hat hier ein schickes vollverglastes Büro mit großer Schiebetür, die Sanitäreinrichtungen sind anstandslos und mit dem Räucherschiff in unmittelbarer Nähe hat man eine gute Snack- und Getränkeversorgung. Eine der wenigen „Kneipen“ auf Rügen, wo mal nicht Lübzer am Hahn hängt. Gefühlt zumindest. Vom Hafen aus ist es zwar ein Stück zu gehen bis ins Ortszentrum, doch dafür kann man dort auch ganz gut zu Abend essen. Gesagt, getan: Erna kriegte bisschen Pizza-Rand, Fisch und Gemüse, Skipper und Smutje vergnügten sich bei Pizza und Zander. Eine Eiscreme zum Abschluss durfte natürlich nicht fehlen.

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Schaukelsessel akitivert: Wohlverdiene Entspannung für den Skipper an Bord.

In Sellin traf die LUCCCA Besatzung auch auf bekannte Gesichter: So machte Wolfgang kurz fest und auch die Alegria verbrachte einen kurzen Aufenthalt im Fach neben uns. Doch Klaus zog es bei dem schönen Wind hinaus auf die See. Leider hatten die beiden den Vorabend verpasst, wo doch super Live-Musik auf dem Schwimmponton lief. Thomas Putensen hatte „Die Guten“ aus Rostock zu Gast und das Trio war spitze. Tolle Musik, super Stimmung, lockeres Ambiente, Frischgezapftes und eine „tanzende“ Erna, die sich bei den Banknachbarn auch noch nach all dem Brokkoli, Möhre und Brot eine Gurke „geschnorrt“ hat. Jaja, solang das Kind Essen hat, ist die Welt in Ordnung. =)

Doch auch uns rief die See und vor allem die Hochzeitsfeier von Henner und Birgit in Altefähr, sodass wir die Leinen los machten und Kurs Südwesten segelten. So langsam, wie wir vorrankommen und Strecke machen, so langsam sind wir auch mit dem Blog. Eine Entschuldigung wirkt hier wohl nur noch als Farce…

Dennoch:

Handbreit =)

Der Weg ist die Reise

Die ersten Tage an Bord und wie sich ein Alltag so einpendelt.

Althagen-Zingst-Barhöft-Greifswald. 24.07.20 bis 27.04.20. So richtig in Blog-Modus sind wir noch gar nicht. Aber dafür im Urlaubsmodus =) So haben wir glatt im Eifer des Spiel- und Erholungsgefechts vergessen, Erna den Nachmittagsbrei zu geben. Ups 😉 Aber bisher ist das Kind nicht verhungert. Im Gegenteil: Es scheint als wächst der Appetit von Tag zu Tag. Die viele frische Luft tut da sicherlich ihr Übriges. Und vielleicht auch Zahn Nummer fünf, der seit einigen Tagen den Weg in die Mundhöhle gefunden hat. Kleine Erna: herzlichen Glückwunsch. =)

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Sonnenschein Erna fühlt sich meist sehr wohl an Bord.

So leer die Essen-Schapps, so voll sind regelmäßig Mülleimer und der Schmutzwäsche-Beutel. So stand außer Frage, dass die Besatzung  bei Günther in Zingst einen Wäsche-Tag einlegen muss. Entschleunigung pur war die Devise der Überfahrt. Denn selten hört man den Skipper sagen: „Wir sind viel zu schnell“, während auf dem Log 3,5 Knoten steht. Natürlich war sein Anliegen eine Punktlandung zur Brückenöffnungszeit.-, Erna machte super mit und bei Günther war ein schönes Plätzchen frei.

Erste Mission nach dem Anlegen war zweifelsohne: Auslauf für die Leichtmatrosin. Günthers Wiese wurde sofort freudig akzeptiert und es wurde feinfarig gekrabbelt, am Buggy gestanden und sich Grashalme und Klee in den Mund gesteckt. Wenn Erna auf Sand- oder Steinflächen krabbelt, wird das Auflesen der kleinen Steinchen echt zur Sisyphos Aufgabe, wenn man verhindern möchte, dass die Steinchen ihren Weg in den Mund finden.

Die Waschladungen und ein paar Einkäufe wurden erledigt, wobei das Einkaufen im Zingster Edeka auf Grund der Menschenfülle ein sehr kräftezerrendes Ereignis war. Die vom Hafen-Itialiener an Bord geholte Pizza entschädigte am Abend ein bisschen für die stressige halbe Stunde. Noch immer hat nicht alles seinen Platz im Schiff gefunden und wie sich rausstellen wird, ist dies auch fast zehn Tage nach Abreise nicht geschehen. 😉 Aber mit gewissen Provisorien kann man sich gut und gerne auch fünf Wochen arrangieren.

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Nur ein Auszug vom Waschtag. Jaja…Kiner und die Schmutzwäsche… =)

Apropos arrangieren. Logischerweise hat sich ja mittlerweile ein Alltag an Bord von LUCCA eingespielt. Ein stetes Dazulernen und Neuordnen gehören aber auch zum guten Ton. Aber im Großen sieht so ein Segeltag (ja, ich weiß, davon gab es bisher nicht soo viele) meist wie folgt aus: Frühstück, Auslauf für Erna an Land, Klarschiffmachen, Mittag vorbereiten. So grob eine halbe Stunde vor Ernas Mittagessens-Zeit wird abgelegt. Leichtmatrosin Pupsi sitzt in ihrem Steckschott-Sitz und guckt zu. Zwangsläufig ;-). Nach dem Ablegen gibt’s das zuvor warmgemachte Mittag (haben wir dazu gelernt) und während Skipper Vati Kurs und Tuch klarmacht, gibt’s lecker Essen von Mutti für Erna. Auch wenn Klein-Erna durch die vermehrte Zugabe von Urlaubs-Essen in Form von Eiscreme und Leberkäse (wer hier verantwortlich ist, muss wohl nicht erwähnt werden ^^) ihren Geschmackssinn für das neutrale Selbstgekochte zu verlieren scheint. Die salz- und zuckerfreie-Ära findet anscheinend früher als gewollt ihr Ende… Wie dem auch sei, zurück zum Segeltag mit Kind: Nach dem Anlegen ist kurz Klarschiffmachen und dann erstmal ab auf die/eine Wiese und bisschen krabbeln, rumstehen etc. Hafenmeister, Stromkabel etc. erledigt meist ein Elternteil. Hauptsache das Pupsi baut noch Energie ab =).

Die Hafentage sind dann etwas anders, aber im Prinzip stehen Essen, Auslauf und „Haushalt“ auf dem Programm. Fällt ja nun dann doch etwas mehr Wäsche an… Wer kennt es nicht.

Das nautische darf natürlich auch nicht fehlen und so hat der versierte Heimwerker-Profi Marco schon zweimal zu Hammer, Zange, Draht gegriffen. Sein geschultes Ohr erkannte einen Fehler im Motor und so schraubte er mir-nix-dir-nix den Impeller (so eine Art Schaufelrad für die Kühlwasserpumpe) aus dem Motor aus, ersetzte diesen fachmännisch durch einen Neuen und schwupps, „schnurrt-knattert“ der Motor wieder wie gehabt. Als zweites musste eine Übersetzung für den Niederhohler her, da dieser sich etwas schwierig im Cockpit bedienen lies. Gesagt getan: Bei Dietmar zweimal Shopping und zwei Stunden Bastelei später war die Mission erfüllt. Das werden sicherlich nicht die letzten Projekte während der kleinen Auszeit an Bord bleiben… 😉 Ganz und gar nicht: Die Backskisten wurden nach geeigneter Leine durchsucht und so fand sich die Lösung für ein drei Jahre währendes Problem. Die Aufrollleine der Fock war eher spartanisch dünn und wurde kurzer Hand durch eine dickere, handfreundlichere Leine ersetzt.

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Problem erkannt, Problem gebannt: Impeller defekt.

Bis dahin versuchen wir weiter fleißig, das Schiff und euch auf dem Laufenden zu halten und verbleiben wie gewohnt mit

Handbreit