Sag mir wo die Fische sind…wo sind sie geblieben

Rute raus, der Spaß beginnt. Oder auch nicht.

Vänernsee/Vänersborg. Und das diesjährige Ehrenabzeichen in Gold im Sich-geduldig-zeigen geht an…die Besatzung der LUCCA. Es ist zum Mäusemelken, wobei das sicherlich noch erfolgsversprechender wäre. Da halten wir Stunde um Stunde die Rute ins Wasser, spinnfischen mit fast allem, was der Angelkoffer so her gibt und es passiert rein gar nichts. Selbst den Garantie-Köder und den Fishfinder haben Marco und Paula zum Einsatz gebracht, jegliche Fahrt aus dem Schiff genommen, um vom Schleppangeln auf‘s Spinnangeln zu wechseln. Alles vergebens. Das Spannendste war eigentlich nur das Display des Fishfinders zu beobachten und mit hochgezogenen Schultern, Fragezeichen über unseren Köpfen und einem Seufzer nach dem anderen über das riesengroße Fischaufkommen viele Meter unter dem Kiel von LUCCA zu staunen. Wir haben wirklich alles in unserer Petrijüngermacht stehende getan, vergebens.

Alles voll…nur der Haken bleibt leer.

Langsam kommen Zweifel an den Fertigkeiten der Angler auf…

Nun geht die Angelei auf LUCCA wohl oder übel bald dem Ende zu, denn wir verlassen den Vänernsee und nehmen Kurs auf den Trollhättekanal. Und da die Fische uns warten lassen, lassen wir den Kanal auch noch einen Tag warten. Nicht aus Trotz, sondern auf Grund der zünftigen Bordparty am Vorabend. Bis 4 Uhr in der Früh zeigte sich zumindest Youtube von seiner besten Seite und hielt von Marianne Rosenberg über Udo bis hin zu Jan Delay, Ton Steine Scherben, Reinhard Mey, Sister Act, Buena Vista Social Club und Frank Sinatra alles bereit. Die Plicht ist von einigen Tanzspuren gezeichnet, der Skipper von mindestens einem Gin-Tonic zu viel.

Zum Wohl!

So oblag die Versorgung heute dem zweiten Crewmitglied: Hafengebühren nachzahlen und im Supermarkt ein wenig Proviant besorgen. Dies wiederum war eine äußerst erfolgreiche Mission, denn endlich haben wir Elch-Fleisch in der Tiefkühlabteilung entdeckt. Wir haben es aber erst einmal günstig angehen lassen und statt eines Bratens zum 40 Euro Kilopreis ein halbes Kilo Hackfleisch für ein Drittel des Preises erstanden. Daraus wurden schmackhafte Köttbullar, also Fleischklopse, in Kombination mit Kartoffeln und einem kleinen Salat. Glücklicherweise haben die zuvor an Bord gewesenen Crewmitglieder ja anständig mit dem Gas gespart, sodass wir jetzt voll aufdrehen können. =) (Falk und Stachel, ich hoffe ihr habt Nachsicht…ein bisschen zumindest.)

Mit frisch geleckten Wunden geht es am morgigen Tag also hoch motiviert in den Trollhättekanal, der uns mit einem Schwung Brücken begrüßen wird, bevor es in die Schleusen geht. Die Schleusen sind wohl von ganz anderem Kaliber als die ‚Wasseraufzüge‘ im Götakanal, deutlich größer in allen Dimensionen, da sie auch für Frachtschiffe ausgelegt sind. Die Funke kommt dann auch wieder einmal zum Einsatz, denn die Brückenöffnungen sollte man sich über UKW erarbeiten. Mit Optimismus auf WLAN in Göteborg verbleiben wir bis dahin mit..

…Handbreit.

Paula

„Im Kanal du müssen sauber sein.“

Tipps, Tricks, kollektive Zechenpreller und die neugewonnene Freiheit.

Götkanal/Sjötorp/Mariestad. Abwärtsschleusen ist einfach, haben sie gesagt; abwärtsschleusen geht problemlos, haben sie gesagt…Ich glaube, geflunkert haben sie gewaltig, denn aufwärts ging es für den ‚Leinenbeleger‘ wesentlich einfacher. Vor allem, wenn man nur 1,60 m Körpergröße hat, zwei Stunden zu wenig Schlaf und vielleicht ein paar Drinks zu viel am Vorabend und als hinteres Boot in der Schleuse liegt. Dann gilt es nämlich, sportlich zwei Meter von der Schleusenmauer zurück aufs Deck zu springen, ohne dabei wie ein koordinationsloser Sack Kartoffeln zu wirken.

Wasser marsch! Da darf das Heck nicht zu weit nach hinten rutschen.

Koordinationslos war auch der Motorsegler, der bei den ersten Abwärtsschleusen noch Teil des Kanal-Konvois war. Die drei Männer hatten den Abend zuvor schon ordentlich getankt (und kein Treibstoff für den Motor) und müssen sicherlich am Morgen gleich nachgelegt haben. Denn die Erzählungen der Schleusen-Kumpanen sowie die An- und Ablegemanöver in späterer Sichtweite sprachen für sich: Vor, zurück, zur Seite ran, quer im Fahrwasser und kurz vor knapp an der Kanalbegrenzung. So wurde der Konvoi vor den Schleusen in Norrkvarn neu eingeteilt, denn die Männer hatten erst einmal Fahrverbot. LUCCA und der belgische ‚Wellentänzer‘ waren zwar auch nicht in Bestform nach der vorangegangenen Bordparty, doch immerhin nüchtern und fit genug für alle Manöver.

Und trotz allem folgendes Szenario: ‚Unsere‘ Schleusen-Gruppe machte gerade Zwangspause an einem Steg um einen vorbeischleusenden Touristendampfer passieren zu lassen. Währenddessen kam einer der beiden Männer des dänisch-schwedischen Bootes zu uns herüber, stellte sich vor Paula, zog langsam seine Sonnenbrille bis auf die Nasenspitze und blickte ihr tief in die Augen: „Im Kanal du müssen sauber sein“, kam in gebrochenem Deutsch der weise Rat. Jaja, wir lernen alle dazu. =) So haben diese beiden Brüder beispielsweise das erste Mal vor wenigen Tagen gelernt, wie so eine Waschmaschine funktioniert. Und die beiden haben sicherlich die 70 Lenze überschritten.

Später hieß es noch einmal Kuschelkurs auf der Konvoifahrt, denn wir zwölf verbleibenden Schiffe mussten uns für eine halbe Stunde im Dreier- und Vierer-Päckchen vergnügen und Platz machen für die JUNO. Aber gut, die alte Dame hat natürlich Vorrang, denn schließlich befährt sie den Kanal schon einige Jahre länger als wir Sportboote. 1874er Baujahr, einst schwarz lackiert und mit Dampf betrieben, ist dies wohl eines der dienstältesten Passagierschiffe seiner Art weltweit. Die Wartezeit wurde mit Gitarrenmusik von der schwedischen ‚Pacemaker‘, Kaffee mit Eierlikör bei den Skippern von LUCCA und der deutschen ‚Seven Eleven‘ und mit Plausch, Austausch und in die Sonnegucken überbrückt.

Heute wird An- und Ablegen in allen Varianten trainiert. Zur Not auch im Päckchen.

Tradition und Moderne auf 31,45 m Länge vereint: der Passagierdampfer JUNO.

Bewerkstelligt haben wir den letzten Kanaltag mit 19 Schleusen bergab und sage und schreibe 10 sm Strecke. Unser Versuch, wenigstens noch den letzten kostenfreien Kanalhafen mitzunehmen, schlug fehl und wir machten im Gasthafen von Sjötorp fest. Eigentlich ein kostenpflichtiger Hafen, der nicht mehr von der Kanalgesellschaft bedient wird, doch das ignorierte der gesamte Konvoi mal sportlich. Einerseits aus Trotz und andererseits weil die ‚Abgabeentrichtungsstelle‘ im Café Balzar nach 18 Uhr geschlossen war (welch Überraschung). Vor 11 Uhr am Folgetag machte diese auch nicht auf und viele Boote legten entsprechend kurz vorher ab. Aus mysteriösen Gründen kursierten noch immer zwei Servicekarten unter den Booten, auch wenn alle diese (eigentlich) an der letzten Schleuse abgegeben haben. Jaja, so ein kleines Plastikkärtchen kann auf einer solch hektischen Fünf-Tages-Fahrt schnell mal verloren gehen… =) Und so wurde eine Karte von jedem ablegenden Boot an das nächste übergeben, zum Schluss war LUCCA in Besitz dieser und nutzte noch einmal das komplette Programm an Serviceeinrichtungen: Ausgiebig duschen, zwei Maschinen Wäsche, Strom und Wasser sowieso. Als dann auch das letzte Konvoi-Boot den Hafen von Sjötorp verließ, entschied sich auch LUCCA noch einige Seemeilen zu fahren. Mariestad liegt knapp 10 sm südlich und ist mit 25.000 Einwohnern deutlich größer als das beschauliche Sjötorp, dessen Zentrum aus den Schleusen, einer Eis- und einer Fischbude, einem Kiosk, einer Zapfsäule für Diesel und Benzin und einem Dorffriseur besteht. So tuckerten wir mit gemächlichen zwei Knoten Schleppangelgeschwindigkeit über den Vänernsee. Doch der erhoffte Fang blieb erneut aus.

Dies machte aber nichts, denn in Mariestad haben wir wieder eine intakte Infrastruktur angetroffen, deren Öffnungszeiten nicht dem des Sandmännchens entsprechen: eine belebte Hafenpromenade mit Menschen, Kneipen, Imbissbuden, Schiffsausrüster und dem ersten Frischgezapften seit der Schleusentreppe von Berg. Und WLAN! So schauten wir nach Drinks und einem erneuten missglückten Versuch, ‚Kräftor‘ ohne Sauerei zu verspeisen, erst einmal, was so in der Heimat los ist. Wer auch immer in Damgarten die Boote losmacht, dem gehören die Pfoten abgehackt. Aufregung über Feuerwerk und hohe Azubi-Durchfallquote in den Boddenkliniken… Alles klar, wir sind im Bilde.

Unsere nun wieder gewonnene zeitliche Unabhängigkeit genossen wir also in vollen Zügen; frühstücken in aller Ruhe und ein überschaubarer Tagesplan. Das erste Mal seit Estland wurde Alkohol für die Proviantkisten erworben und die Besatzung machte sich auf zum ‚Systembolaget‘. Für den Skipper Marco gab es eine Falsche Gin und für Smutje/Schleusenhelfer/Festmacher Paula eine Stiege Büchsenbier. =) Mit den Preisen kann man notgedrungener Weise um, 20 Euro der Gin und 0,90 Eurocent die 0,33er Dose Tuborg; das einheimische Mariestads Export ist mit 1,20 Euro dabei. Den großen Fang landeten wir heute mal im Supermarkt: Thunfisch, Lachs aus dem Vänernsee und Dorsch landen heute fertig filetiert auf dem Grill, während 100 m weiter die Blues-Band beim Soundcheck ist. So werden wir uns wohl heute noch landfein machen und ein wenig Kultur genießen.

Handbreit.

Paula

Durchgeschleust im Eiltempo

Ab jetzt geht’s nur noch bergab.

Götakanal. Erholung, Urlaub und Freizeitvergnügen? Nicht in der Nebensaison im Götakanal. Straff nach Zeitplan werden LUCCA und ein gutes Dutzend anderer Boote Tag für Tag durch den Kanal getrieben, als würde in fünf Tagen das Wasser abgelassen werden. Zwar hat so eine Konvoifahrt auch viele Vorteile, darunter die nette Gesellschaft anderer Segler und das gute Gefühl, nie alleine zu schleusen. Doch die Nachteile liegen auch auf der Hand: 7 Uhr aufstehen, 18 Uhr ankommen und zwischendurch an allen Sehenswürdigkeiten vorbeirauschen. Kanalmuseum, kostenfrei für Kanalfahrer zu besuchen: fällt aus. Proviant nachbunkern: mangelhaft, da nur wenige Stunden Landgang auf einem Sonntagnachmittag. Frischgezapftes nach dem Festmachen: Fehlanzeige, da viele Kneipen ab 18Uhr die Stühle hochstellen oder einfach mal keine vorhanden sind (keine Kneipen, nicht keine Stühle). Anlegeplatz finden: erblindend, da immer die restliche Sonne des Tages voll gegenan steht. Blog aktualisieren: fast unmöglich, da kein WLAN. Doch das hatten Inge & Udo uns schon prophezeit, sodass Marco’s Handy als kleiner Hotspot dienen muss. Angeln: ebenso Fehlanzeige, da wir den Hecht-reichen Vetternsee gestern bei fünf bis sechs Beaufort mit unschöner Welle und im Eiltempo haben überfahren müssen. Nur beim Schleusen selbst braucht nach wie vor keine Hektik aufzukommen. Doch auf 91 m Höhe ü.M. haben wir vor einigen Stunden die letzte Aufwärts-Schleuse bewerkstelligt, ab jetzt geht es sozusagen nur noch bergab. Neues Manöver mit neuer Anspannung, doch auch hier wird sich die Routine schnell einschleichen und wir werden uns sicherlich gut mit dem Abwärtsschleusen einfuchsen. Nur eine Konstante bleibt: Freundliche, nette und in 99% kommunikative Schleusenwärter/innen und eine ansehnliche Landschaft.

Groß oder Klein: Hier müssen wir alle durch.

Mittlerweile haben wir jedoch festgestellt, dass unser anfänglicher Denkfehler (‚Vor der Nebensaison im Kanal garantiert individuelles Reisen.‘) auch andere Boote betrifft. Das relativiert die Gedanken-Schmach ungemein. Relativ ist auch nach wie vor das Petrijüngerglück. Zwar biss vor wenigen Tagen ein erster Hecht an, doch weit unter Maß, was der kleine Kerl sicherlich wusste und entsprechend von alleine wieder vom Haken gesprungen ist. Nun ja, im Vänernsee ist die Konvoifahrt beendet und wir können uns ein paar Tage Zeit nehmen für individuelle Freizeitgestaltung. Der sich westlich anschließende Trollhättekanal kann dann, nach unserem aktuellen Wissensstand, wieder unabhängig befahren werden, sodass LUCCA inklusive Besatzung auch etwas mehr als nur eine Nacht am selben Liegeplatz verweilen kann. Apropos: Wir wechseln hier unsere Tageskleidung öfter als den Liegeplatz. Von Badehose bis Ölzeug ist alles dabei, mitunter im Stundentakt. Das übt ungemein im schnellen Klamottenwechseln; besser als bei jeder Modenschau.

Die berühmte Schleusentreppe von Berg; der Name ist Programm. Sieben Schleusen am Stück.

In Töresbode, dem letzten Kanalhafen vor dem Abwärtsschleusen und dem letzten Abend des offiziellen Götakanals, angekommen, verteilte sich die Konvoiflotte großzügig entlang des Steges und sportlich wurde die Elektrik über Verteiler und Stecker auch bis zum letzten Liegeplatz hin verkabelt. Den Herzinfarkt von Falk mag man sich kaum vorstellen. Doch solange nicht alle den Wasserkocher und das Induktionskochfeld mit einmal laufen lassen, sollten die Sicherungen den Bedürfnissen der Bootsfahrer standhalten. Der Konvoi hat sich in seiner Zusammensetzung etwas verändert, doch das nette belgische Paar der Hanse 291 ist seit Mem/Sjöderköping mit dabei. Und wie es unter boots-ähnlichen Skippern samt Crew so ist, wurde begutachtet, verglichen und ausgetauscht. Nach wir vor erstaunlich, wie fast baugleiche Schiffe so unterschiedlich ausgebaut sind. Dies wurde natürlich bei einer kleinen Bordparty erst auf LUCCA dann auf ‚Wellentänzer‘ ausführlich unter die Lupe genommen. Doch eins eint beide Schiffe: Weißwein und Bier sind ausreichend vorhanden. =) Aber so langsam müssen auch wir die Stauräume mittschiffs wieder auffüllen. Ein Besuch im ‚Systembolaget‘ (dem schwedischen Monopol-Schnapsladen) wird nicht mehr lange auf sich warten lassen (müssen). Und da uns gesagt wurde, abwärtsschleusen sei nicht annährend so ‚schwierig‘ wie aufwärtsschleusen, gönnen wir uns eine kleine Bordparty. Kaum vorstellbar die vergangenen Tage, an denen um 22 Uhr schon die Kojen angewärmt waren. Doch einen Abend müssen wir unserem Naturell entsprechen. Erwähnenswert ist außerdem die Tatsache, dass gestern beide LUCCA-Besatzungsmitglieder baden waren. Nicht etwa des Schwimmens wegen, sondern um den neuerworbenen Angelköder zweimal vom Grund zu lösen. Denn noch immer hat das Gewässer mehr Punkte auf dem Konto als die Angler an Bord. Doch der Punktestand wird sich im Vänernsee ändern, vorher kommen wir nicht nach Hause. Und für das Abendbrot war ein Bio-Hühnchen auf dem Grill mehr als zufriedenstellend. So verbleiben wir mit…

….Handbreit.

Paula

Im Gänsemarsch durch den Götakanal.

Planlos nach Plan

Wer zu Ende denkt, ist klar im Vorteil.

Mem/Söderköping. Jaja, wir sind schon Spezialisten…Da buchen wir extra die Einfahrt in den Götakanal noch vor Beginn der Sammel-Fahrten, ohne aber zu bedenken, dass wir zwangsläufig da hineingeraten. Für diejenigen, die es sich nicht vorstellen können: Bis zum 16. August darf man den Kanal ganz individuell befahren und kann an jeder Schleuse mit dem Vorhandensein eines Schleusenwärters rechnen. Ab dann werden Konvois gebildet, die von ein und demselben Schleusenwärter über mehrere Stücke begleitet werden. Wir sind zwar einen Tag vor Saisonende hineingefahren, warten nun aber in Söderköping zwei Tage, bis die angemeldeten Boote hier auftauchen. Dann reihen wir uns mit ein und werden mit gut 20 Booten zusammen die Weiterfahrt bestreiten. Vier Boote, je nach Größe, werden zusammen in die Schleuse gefahren, Tore zu, Wasser marsch, Tore wieder auf, weiterfahren, warten, bis die nächsten vier den Höhenunterschied bewältigen. Am Ende sind wir wohl gut 92 Meter über dem Meeresspiegel, bis es dann wieder bergab geht. Aber bis dahin haben wir sicherlich schon Routine im Hinauf-Schleusen und müssen uns nur an das Hinab-Schleusen gewöhnen. Doch mit gut 3 m Höhenunterschied haben wir bereits die wohl höchste Schleuse des Götakanals gleich in Mem gemeistert. Da konnten wir uns außerdem über eine Privat-Schleusung freuen und bekamen bestens Einweisung von der hübschen jungen Schwedin.

Der Skipper bleibt an Bord und holt die Vorleine dicht, Paula springt zuvor an Land und macht die Vor- und Achterleine an den Schleusenringen fest. Dann ist meine Aufgabe nur noch der Small-Talk mit dem/der Schleusenwärter/in, dem Lock-Keeper: „Wie lange seid ihr schon unterwegs? Was hattet Ihr für Wetter?“ Nun gut, im Konvoi mit ein- und demselben Schleusenwärter kennt dieser sicherlich dann bei Schleuse Nummer 20 von allen Booten die Geschichte.

Also eine willkommene Zwangspause in Söderköping, einem Ort von der Größe Ribnitz-Damgartens, jedoch mit mehr Gastronomie und eben dem bekannten Götakanal. Da sich unser Fanggerät ja vor einigen Tagen dezimiert hat, sind wir nun heute im Angel-Shop aufrüsten gewesen. Sportlich ein paar Gummifische und eine mündliche Erfolgsgarantie des Verkäufers, auch wenn wir für seinen Geschmack wohl vieeel zu kleine Köder gewählt haben. Möchten wir die richtig großen Hechte fangen, bräuchten wir Köder die größer sind, als die Fische, die wir in unserem ganzen Anglerleben bisher gefangen haben. Doch wir stapeln lieber tief und freuen uns sicherlich auch über 60 cm Hechte, statt 1,20 m lange Räuber. Und davon mal ab, nutzt der größte Köder nix, wenn der Petrijünger am anderen Ende sein Handwerk nur semi-gut versteht. Doch wir vertrauen auf den dümmsten Bauern und die dicksten Kartoffeln. =)

Apropos Kartoffeln. Die gab es als kleine Sättigungsbeilage zu den ‚Kräftors‘ neulich: leuchtende rote, in Dill-Sud vorgegarte Hummer-Krabben-Tierchen, die wir uns an Bord haben schmecken lassen. Eine etwas schweinische Angelegenheit, denn das Scherenknacken und Panzeraufbrechen hatte so einige Brillen-Spritzer zur Folge. T-Shirts sahen ebenso entsprechend aus, aber wir wollten es mal ausprobieren und so landeten die Schalen teilweise auf uns und das Krebs-Fleisch in den Mägen. Dazu ordentlich Butter und Knoblauch…Passt.

Perspektive ist alles: Mini-Hummer-Krabben zu Abendbrot.

Was nicht ganz so gut passt, ist der WLAN-Empfang hier im Kanal. Doch auf dem Marktplatz findet man das eine oder andere offene Netzwerk, das uns hier nun dazu dient, den Blog zu aktualisieren. In diesem Sinne, bei den Nachbarn, einem Pärchen aus der Schweiz, wird der Grill angeheizt und wir sind eingeladen.

Handbreit.

Paula

 

Im Norden nix Neues

Stockholm/diverse/Mem. LUCCA’s Originalbesetzung ist nun wieder seit einigen Tagen beisammen. Schiff und Mannschaft sind wohl auf, wenn auch heute etwas schlapp. Aber das sollte keinen überraschen, wenn das Schiff voller Bier ist und Paula aus Deutschland einen 7-jährigen Havana mitbringt. Beides wurde kräftig dezimiert, doch noch sitzen wir bei weitem nicht auf dem Trockenen.

Zünftiger Empfang: Paula ist zurück auf LUCCA. Mit kurzem Zwischenstopp selbstverständlich.

Die Schären sind schon ein gutes Stück Navigationsarbeit, wenn auch sicherlich einfacher als die Inselreviere der Ålands, die Falk und Stachel ja bestens gemeistert haben. Als Segel-, bzw. Motorbootrevier kann man sich hier jedoch Jahre aufhalten. Herrliche Landschaften, Häuser, die Pippi Langstrumpf’s Kulisse mehr als gerecht werden und Fahrwassertonnen in Hülle und Fülle. Seit dem Ablegen aus Stockholm hat die Besatzung in drei Häfen festgemacht und nun die Osteinfahrt des Götakanals in Mem erreicht. Also alles nach Plan. Von 40 sm Etmalen und einer seeehr teuren Flasche Bier in einem der Hafenrestaurants in Nynäsham (anscheinend eine Art Warnemünde der Schären) gibt es jedoch von uns bisher nicht allzu viel zu berichten, weshalb sich dieser Blogbeitrag auch in Grenzen hält. Doch das Abenteuer Schleusen steht uns bevor, dem wir mit Aufregung und etwas Vorsicht entgegenblicken. Dem Rat von Knut werden wir nicht folgen und uns KEIN Youtube-Video zu versemmelten Schleusenmanövern anschauen. =) Das würde uns nur beunruhigen…und wer weiß, vielleicht werden wir ja selber Youtube-Stars in Sachen Götakanal…;-) Aber das wollen wir lieber nicht, die Online-Präsenz auf Lucky Lucca reicht in der bisherigen Art und Weise.

Angekommen in Mem, gab es nur noch eines zu tun: Rute raus, der Spaß beginnt. Schon Stunden zuvor machte sich bei Marco irritierender Weise ein Optimismus breit, gemäß dem Motto „Heute fängst du garantiert etwas.“ Einen Fisch wohlgemerkt. Der Skipper wollte schon fast den Grill anheizen, aber da hat er die Rechnung ohne die Petrijüngerin gemacht. Nach zwei Stunden Angeln und einem gesichteten Barsch kurz unter der Wasseroberfläche, blieb die Speisekarte für den Abend vegetarisch. Noch schlimmer sogar: Köder, Wirbel und Haken liegen nun wenige Meter vor dem Götakanal auf dem Seegrund. Aktueller Spielstand: Gewässer 1:0 Paula. Doch spätestens auf dem Vänernsee geht es in die zweite Runde und Paula bekommt die nächste Chance. Aber Birk, keine Angst, wir verheizen nicht dein Angelgeschirr, sondern werden wohl noch das eine oder andere Köpfchen und leuchtende Twister hier erwerben.

In diesem Sinne. Handbreit

Paula

(p.s. Falls Ihr in Zukunft nicht alle paar Tage etwas von uns lesen könnt, dann liegt das an dem schwachen bis nichtvorhandenen WLAN. Also bitte nicht ungeduldig werden.)

Einfach mal treiben lassen

Gastbeitrag von Anna und Stine

03.08.2017

Tag 1: Ankunftszeit: 14:30 Uhr, Arlanda Stockholm.

Nach 1½ h kurzer Flugzeit, wir hatten es uns kaum in unseren Sitzen gemütlich gemacht, setzte der Pilot schon wieder zum Landeanflug an. Da der komplette Anreisetag schon reibungslos abgelaufen war, sollte es auch so weitergehen. Wir nahmen unsere Rucksäcke erwartungsvoll in Empfang, tauschten etwas Geld um und fragten uns durch wie und wo wir zum Arlanda Express (einem Schnellzug, der vom Flughafen in die Stockholmer City fährt) kommen. Allein schon die Ankunft an der Arlanda Express Station war eine Attraktion für sich. Uns erwartete eine schwarze „Grotte“ mit roten Bahnsteigen und kühlem Klima. Ebenso versetzte uns der Zug in Begeisterung. Höchst modern und irgendwie im „IKEA-Style“ eingerichtet. So düsten wir durch die Landschaft und bekamen einen zweiten Eindruck der Skandinavischen Natur, neben dem, was wir bereits aus der Luft erspäht hatten. Endstation war der Hauptbahnhof, wo uns Papa/Marco erwartete. Bepackt mit einem schweren Rucksack vor der Brust und einem noch schwereren auf dem Rücken, marschierten wir durch die Stockholmer Altstadt. Unser Reiseführer beschwichtigte uns, dass der Weg zum Hafen nur 40 min Fußmarsch sei, wenn man stramm ginge. Jedenfalls kehrten wir bereits nach ca. 15 min. mit schmerzenden Schultern in ein Restaurant ein, wo wir uns mit Pepsi und Pasta für den weiteren Weg stärkten. Nach einer ganzen Weile erreichten wir den Hafen „Wasahamnen“, gleich neben dem Vasamuseum, wo LUCCA schon auf uns wartete. Sofort wurde die Koje eingerichtet und der Tag abgeschminkt. Letztendlich gab es nun nur noch Abendbrot und wir gingen alle früh schlafen.

Der Schärengarten aus der Vogelperspektive

Tag 2:

Nach einer ausreichenden Portion Schlaf und einem sättigenden Frühstück, machten wir uns mit Muskelkater in Waden und Schultern auf den Weg zum Supermarkt um noch ein paar Vorräte aufzufüllen. Zum Glück war dieser nicht weit weg. 😉 Alle Einkäufe verstaut, Abwasch gemacht und Leinen los! „Planlos ging der Plan los.“, und nach einer überschaubaren Anzahl an Seemeilen kehrten wir in einen schnuckeligen Hafen ein, namens Velamsund. Außer einer Gaststätte, wo am Abend noch eine Sommerparty o.Ä. steigen sollte, und einem Reiterhof gab es nicht viel zu sehen. Die Vegetation drum rum war aber umso sehenswerter. Der Kapitän nahm noch fix ein kleines Bad. Stine probierte es auch, als aber ihr Zeh das Wasser berührte überlegte sie sich´s schnell anders und beschloss das Bad auf morgen früh mit Anna zu verschieben. Noch ein kleiner Anlegespaziergang und dann wurde der Grill angeheizt. Beendet wurde der Abend mit einer Partie Scrabble.

Tag 3:

Der Tag begann mit dem aufgeschobenen Bad vom Vorabend. Während Stine in Windeseile rein sprang, sich die Haare einschäumte und wieder raus, in warme Klamotten hüpfte, konnte Anna sich sogar zu einer zweiten Haarwäsche überwinden. Respekt dafür! 😉 Viel mehr passierte an diesem Tag kaum noch. Wir erreichten den kleinen Hafen Nykvarn. Dieser war mit der Infrastruktur noch etwas schlechter aufgestellt als der Hafen davor, aber macht ja nix. Anna und Stine kochten lecker Nudeln mit Tomatensoße und diese genossen wir in der Plicht bei Sonnenuntergang. Gelegentlich fuhren beeindruckend große Kreuzfahrtschiffe und Fähren vorbei.

Kojenwetter in Velamsund

Tag 4:

Als wir aufwachten, regnete es bereits, wie vom Wetterbericht vorhergesagt. Die Laune der Crew ließ sich dadurch aber nicht trüben. Das Frühstück wurde diesen Morgen also im Salon eingenommen. Da der Vorhersage verriet, dass es demnächst nicht aufhören sollte zu regnen, war der Skipper so mutig und legte alleine bei Regen ab. Hingegen der Erwartungen beschränkte sich der Schauer nur aufs Ablegen. Also Ölzeug wieder aus und Sonnencreme auftragen. 😉 Anna und Stine hatten sich allerdings schon ins Vorschiff verkrümelt und Stine verschlief die halbe Fahrt. Eine verrückte Sache, dass man an Bord so viel schlafen kann. Stines Theorie diesbezüglich: Das konstante, sanfte Schaukeln des Bootes erinnere an eine Wiege und man könne deshalb so gut schlafen. 5 Stunden und 22 sm später, erreichten wir den Hafen Sandhamn. Hier steppte der Bär im Vergleich zu den vorherigen Häfen. Alles war ziemlich nobel und Hafenpersonal im Überfluss vorhanden. Das Personal waren junge, wunderschöne, gebräunte Schweden/innen, wo jeder einzelne Mr./Mrs. Sverige hätte sein können. Minderwertigkeitskomplexe waren da quasi vorprogrammiert. ;D Zum Abend gab´s wieder einen kleinen Schauer und somit Abendbrot im Salon. Entschädigt wurden wir mit einem Regenbogen und einer Kugel Icecream (3 € pro Kugel scheint hier normal zu sein).

Tag 5:

Der Tag in Sandhamn begann mit einer eher lauwarm bis kalten Dusche. Aber zum Haare waschen reicht´s ja alle mal. Danach ging´s um die Ecke in einen Konsum um die Vorräte mal wieder aufzustocken. Ebenso wurden Postkarten für die Liebsten zu Hause gekauft, geschrieben und eingesteckt. So strich der Nachmittag dahin und erst gegen 16 Uhr machten wir die Leinen los und motorten durch die Schären, um schließlich in eine kleine Bucht, namens Norrviken, einzukehren, die sich so gleich als absoluter Glücksgriff herausstellte. An einem kleinen Steg direkt am Felsen machten wir fest. Neben uns lag eine schwimmende Sauna. Passend dazu gab es eine Holzhackstelle, um Holz für den Saunaofen zu machen. Aber das war ja noch nicht alles… Auch ein authentisches Plumpsklo, eine Baumschaukel, einen kleinen Badestrand und eine Lichtung auf dem Berg mit Blick über die Bucht hatte die Schäre zu bieten. Paradiesische Umstände! Nachdem wir alles grob beäugt hatten, nutzten Stine und Anna die Gunst der untergehenden Sonne und der Location, sowieso, für ein Fotoshooting. Marco hatte der Weil das Schlauboot aufgepumpt, eine Premiere. 😛 Die Jungfernfahrt wurde allerdings auf morgen verschoben. Zum Abschluss haben wir den Grill angeschmissen. Der Kapitän machte es sich mit Petroleumlampe, Zigarre, Rotwein, Musik und Schlafsack in der Plicht gemütlich, wurde letztendlich aber von den Mücken doch in die Koje getrieben.

Tag 6:

Nach saftigen 11 h Schlaf (völlig normal), kitzelten uns die Sonnenstrahlen aus der Koje. Der Himmel war makellos blau und der Fall war klar; wir verweilen diesen Tag hier und entspannen endlich mal.  😉 Zur Feier des Tages gab es Haferbrei mit Apfel und Banane. Trotz des starken Windes war es ganz mollig in der Plicht. Für die Mädels war es nun Zeit für ein Sonnenbad, der Kapitän genehmigte sich ein richtiges Bad. Danach war er für so lange Zeit verschwunden, dass Anna und Stine sich schon ernsthaft Sorgen machten. Letztendlich hatte er sich nur dran gemacht, Holz für die Sauna zu sägen. Ja, sägen, denn die Äxte lagen wie Leichen um die Holzstelle herum, allesamt kaputt. In diesem Sinne wurde an Nantte gedacht, der hier mit seiner praktischen Bord-Axt voll auf seine Kosten gekommen wäre. Ausgepowert, aber mit ausreichend Holzscheiten kehrte Marco zurück und begann auch gleich heldenhaft die Sauna anzuheizen. Großartige Aktion, denn nun gönnten wir uns eine wohltuende Sauna-Session. Abgekühlt wurde sich im „Meer“, welches plötzlich gar nicht mehr so kalt wirkte, wie noch ein paar Tage zuvor. Saunieren tut man ja bekanntlich nackig, die Schweden haben da aber wohl andere Regeln, denn die anderen Buchtbesucher blieben fast alle in Badebekleidung. Danach wurde sich wieder gesonnt, diesmal mit einem Drink in der Hand. Im Erlebnisplan für heute stand auch noch: Schlauchboot ausprobieren. Der Skipper machte es vor und die Mädels versuchten es nachzumachen. Das gestaltete sich weniger erfolgreich und zuerst drehten sie sich ständig im Kreis. Irgendwann hatten sie aber doch den Dreh raus und erkundeten die Bucht vom Wasser aus. Zum Abend statteten wir der Lichtung einen Besuch ab und sahen uns den Sonnenuntergang an. Nach diesem erlebnisreichen Tag ging´s früh in die Koje.

Tag 7:

Direkt nach dem Aufstehen machte sich der Kapitän wieder an seine Lieblingsbeschäftigung, Holz hacken! Diesmal hatte er sich aber eine Axt repariert. Klappte gleich viel besser und er kehrte ganz stolz mit einer Tüte voller Holzspalte zurück. Wie aus’m Baumarkt sahen die aus! So ausgestattet wurde die Sauna wieder angeheizt. Herrliches Teil, sowas brauchen wir auch zu Hause! Nach der Sauna dauerte es auch nicht mehr lange bis wir ablegten und unseren längsten Törn begonnen. 26 sm später um 21:30 Uhr erreichten wir Stockholm dort, wo die Reise losgegangen war.

Tag 8:

Am letzten Tag des Abenteuers machen wir Stockholm unsicher. Etwas Sightseeing, vielleicht ein Museumsbesuch und/oder Spaß im berühmten Freizeitpark „Gröna Lund“, der gleich neben dem Hafen ist. Morgen geht´s leider wieder nach Hause und Paula kommt zurück an Bord.

LUCCA weiterhin eine schöne Reise und Handbreit wünschen Anna & Stine!

Verschollen im Schärengarten

Es gibt so Orte, da stimmt bei schönem Wetter einfach alles und man will gar nicht wieder weg. So einen haben wir gefunden. Kleiner Holzsteg direkt an den Granitfelsen, Plumsklo und, das Beste, Sauna mit Holzofen direkt neben LUCCA. Sonst keine Versorgungsmöglichkeiten. Und da es auch mit der Kommunikation mit der Außenwelt nicht ganz einfach ist, soll das für heute reichen. Den ausführlichen Bericht gibt es von Anna und Stine in zwei Tagen.

Handbreit wünscht Marco!

Der Skipper mit ungeahnten Talenten in aktiver Sauna-Vorbereitung.

Saunieren im Sommer: Schwedenurlaub wie im Bilderbuch.

Sturm im Wasserglas

oder wie man in Stockholm Schiffe versenken spielt.

Stockholm / 01.-03.08.2017

Stachel hat in seinem Gastbeitrag ja schon von dem 63 sm langen Törnabschnitt von Mariehamn auf Åland nach Furusund, unserem ersten schwedischen Hafen, berichtet. Wie man an dem Namen schon erraten kann, befanden wir uns also an einem der größeren Fahrwasser durch den Schärengarten. In nicht mal 100 m Entfernung schob sich ein großes Fähr- oder Kreuzfahrtschiff nach dem anderen am Hafen vorbei. Diese schwimmenden Hochhäuser sind so aus der Nähe schon ein beeindruckender Anblick. Zum Schutz der „Anwohner“ und sicher auch der Natur gibt es in diesem und auch in vielen anderen Fahrwasserabschnitten eine Geschwindigkeitsbegrenzung für kleine und große Schiffe. Damit soll Wellenschlag vermieden werden. Bug- und Heckwelle eines solchen Riesen, aber auch kleinerer Motorschiffe, können ein kleines Boot wie LUCCA ansonsten ganz schön durchschaukeln. Da ist es ruckizucki vorbei mit der Nachtruhe.

Am nächsten Tag wollten wir dann Stockholm erreichen. Der Wind kam leider mit einer kräftigen Brise genau von vorn. Da wir mit aufkreuzen für die 37 sm lange Strecke sicher mindestens zehn Stunden gebraucht hätten und wir für den ersten Teil des Wegs auch keine Papierseekarten hatten, blieben die Segel eingepackt und der Motor konnte sich mal wieder beweisen. Der maritime Fahrzeugverkehr nahm immer mehr zu, je dichter wir Stockholm kamen. Auch hier haben die Menschen Ferien und hinzu kam sicher auch noch die rush hour zur Feierabendzeit. Von vorn, von hinten und auch von den Seiten begegneten wir anderen – wie wir harmlosen – Segelbooten, aber auch vielen großen Motorbooten, Ausflugsdampfern und Wasserbussen. Für die Insider: Das Hiddensee-Fahrwasser ist selbst an einem Samstag-Vormittag in der Hochsaison ein Scheißdreck dagegen. Auch ein Kreuzfahrtschiff kam plötzlich hinter einer bewaldeten Insel hervor, um die wir gerade herum fahren wollten. Hier hieß es Gas weg, erstmal links ran und freundlich den viele Stockwerke höher stehenden Passagieren zuwinken. Aber da wir nun ja auch mal irgendwann ankommen wollten, konnten wir uns vor den umherfahrenden PS-Monstern nicht ständig in Sicherheit bringen. Und so hieß es, sich den offensichtlichen Landesgepflogenheiten anzupassen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und immer freundlich abzugrüßen. Aber dabei das Festhalten nicht vergessen, und zwar nicht etwa an der wackeligen Großschot oder  – schlimmer noch – an der empfindliche Sprayhood.  Nein, angesagt waren idealerweisen die Schotwinschen oder der stabile Heckkorb. Das hatte bisher kein Crewmitglied so erlebt. Für Stachel und Falk waren das die größten Wellen auf ihrem Törnabschnitt. Hier gab es offensichtlich keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Jeder fuhr, so schnell er konnte. Gebremst wurde nur, um von der Heckwelle eines anderen Rasers nicht abzuheben. Und zwischendurch noch ein Jetski, der gerade auf diese Sprungschanzen gewartet hat. Einfach unbeschreiblich. Auf den heimischen Gewässern hätte es im nächsten Hafen mit Sicherheit eine Schlägerei gegeben, wenn ein Motorboot einem Segler derart übel mitgespielt hätte. Und ein Vereinskamerad fiel uns ein, der das – quasi im Vorbeifahren – gleich mit einem gezielten Bierflaschenwurf geregelt hätte.

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Hier wachsen Kreuzfahrtschiffe schneller als Bäume.

Aber irgendwann hatten wir auch das überstanden und zu guter Letzt tauchte sogar noch eine Robbe – die sicher in selbstmörderischer Absicht unterwegs gewesen ist – neben LUCCA auf. Gegen 18:00 Uhr machten wir im Wasahafen fest, in unmittelbarer Nähe zum gleichnamigen und anderer Museen, eines Freizeitparks und in fußläufiger Entfernung zum Stadtzentrum. Und laut Hafenhandbuch auch der einzige Gästehafen, der vor dem Schwell der bösen Motorboote und –schiffe geschützt ist. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder. 43 EUR pro Nacht toppten sogar noch Tallin (eine Massage durch eine schwedische Schönheit ist NICHT inklusive). Und auch sonst kann man in der Landeshauptstadt die Kreditkarte glühen lassen. Aber is ja Urlaub…

Falk musste am Nachmittag des Folgetags und Stachel am übernächsten Tag ganz früh die Heimreise antreten. Und deshalb war, neben einem kleinen Stadtbummel noch am Abend unserer Ankunft, nun noch etwas Kultur angesagt. Das ebenfalls gleich am Hafen befindliche ABBA-Museum haben wir dann aus Kostengründen abgewählt und einige weitere Touristenattraktionen waren auch nicht nach unserem Geschmack. Aber das „Vasa-Museet“ sollte es dann sein. Da haben die Schweden auch ganz gut was hingebastelt. Kurz zur Historie: Das nagelneue prunkvolle 70 m lange Kriegsschiff sank im Jahre 1628, und das vor den Augen des Königs und des versammelten Volkes, nachdem es gerade eben zu seiner Jungfernfahrt abgelegt hatte (das muss man auch erstmal hinkriegen…). Dann lag das Teil fast 350 Jahre auf dem Grund des Stockholmer Hafens, ehe es mit einem Riesenaufwand geborgen und restauriert wurde. Nun steht es – lt. Besucherkatalog zu 98 % im Originalzustand – in einem eigens dafür errichteten sechsgeschossigen Gebäude, auf dessen Dach drei Mastspitzen bereits von Weitem den Inhalt erahnen lassen.

Der Skipper hat heute sein geliebtes Vorschiff ausgeräumt und ist vorübergehend in die Gästekoje im Achterschiff umgezogen. Mit Stine und Anna sind heute nämlich die neuen und jüngsten Crewmitglieder angereist und wollen mit LUCCA eine Runde durch den Schärengarten drehen. Was es dabei zu erleben gab, sollen die beiden in ihren Gastbeiträgen selbst berichten.

Handbreit wünscht Marco!

PS: Eine kleine Anekdote soll noch nachgeschoben werden. Wie oben bereits erwähnt, musste Stachel heute bereits ganz früh am Zentralbahnhof sein, um seinen Zug zu erreichen. Den Wecker hatte er auf fünf Uhr gestellt. Das war dem Skipper sowieso zu früh und als er aufwachte, war Stachel schon weg. Da reichte dann eine Verabschiedung per Kurznachricht. Aber Stachel hat sich dann nach seiner wohlbehaltenen Ankunft zu Hause noch telefonisch gemeldet und von einem lustigen Missgeschick erzählt: Planmäßig stand er auf, als sein Handy sich meldetet. Er ging duschen, packte seine restlichen Sachen und hat sich wohl auch schon einen Kaffee reingezogen. Verwundert war er nur, weil auf einigen Booten im Hafen noch gefeiert wurde, wohlgemerkt morgens um fünf. Irgendwie kam er dann wohl auf die Idee, mal auf die Uhr zu schauen und den Rest könnt ihr euch denken. Jedenfalls hatte er dann noch ein paar Stunden Zeit für eine weitere Schlafeinheit auf der Salonkoje. Jaja, so kann es einem ergehen, wenn man Anrufe und sonstige Handyaktivitäten nicht vom Weckton unterscheiden kann 😉

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Besatzung bei bester Laune

Da lässt es sich gut leben.

“My next Ex-Woman is a German Girl”

Gastbeitrag von Maik (Stachel)

Mariehamn 29.07.-31.07.2017

Ich kann Marco und Falk nur zustimmen, die Åland Inseln sind eine Reise wert. Es sollen hier 6.700 Inseln sein. Ich frage mich bloß, wer die alle gezählt haben will. Die Åland Inseln gehörten in der Vergangenheit  sowohl zu Schweden als auch zu Russland. Die Inselgruppe ist heute eine moderne Schärengesellschaft mit Herz und Puls. Das Meer ist immer präsent, ganz unabhängig wo man sich im Inselreich befindet.

Der Skipper hat schon am Vorabend das  Ziel klar festgelegt: ROCKOFF in Mariehamn. Zu den leichten navigatorischen Problemen kann ich nur sagen: Da waren wir mit Sicherheit nicht die ersten.

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Planerfüllung: Festivalbesuch

Nach der Ankunft in der modernen Marina, wir haben uns für die Ostseite entschieden, wurde wir mit einem freundlichen „guten Tag“ vom finnischen Nachbarboot empfangen. Dann das gleiche Prozedere: Drei Zinnbecher mit Rum befüllen, zwei Bier und einen Somersby öffnen und herzlich willkommen in Mariehamn. Dann ab zum Hafenkontor, bezahlen und Code für WC und Dusche holen.

Marco und Falk haben dann auch gleich die Gunst der Stunde genutzt und sich mit neuen Segelsachen beschenkt. Es ist hier bald Saisonende und das ist an den Preisen deutlich zu merken.  Im Anschluss ging es zum Boot. Im Hafen selber steppte schon voll der Bär. Die Skandinavier nutzen und feiern ihren kurzen Sommer sehr intensiv. Von vielen Booten kam lautstarke Musik mit dazu tanzenden Menschen. Falk hat sich diesem gleich angeschlossen und auf Lucca laut ACDC zum Besten gegeben. Dann ab zum Duschen. Danach gab es Abendbrot an Bord. Da das Gas ja knapp kalkuliert ist, blieb die Küche wieder kalt. Im Anschluss haben wir dann die Kombüse, für die Landratten Küche, aufgeräumt und sind in Richtung Festival.

Gleich gegenüber der Marina stand eine große Menschentraube an und es drang laute Musik zu uns. Da wir jeder noch unser Anfangsgetränk in der Hand hatten, standen wir an der Ecke einer Hecke und wollten erst austrinken. Ein Finne kam aufgeregt auf uns zu, griff in die Hecke und holte eine Plastiktüte aus dieser, voll mit diversen Alkoholika und anderer Sachen. Er dachte wohl, wir wollten die Tüte klauen und sprach uns auf nicht verständliche Sprache barsch an. „We are German People not understand.” “Ah German. My next Ex-Woman is a German Girl. My Name is Otto.” Dann stellten wir uns vor, nur mit Falk kam er nicht klar, der heißt ab jetzt Klaus. Otto hat uns dann mitgeteilt, dass das hier nicht das Festival sondern die Aftershowparty ist und hat uns zum Festival geführt. Auf diesem Wege hatte der Skipper mit ihm lange gesprochen und mit ihm einen Kuhhandel abgeschlossen. Eine kleine Zündkerze mit Whisky gegen drei Dosen irgendwelcher Getränke. Alles Weitere unterliegt hier der Zensur des Skippers. Da wir ja nun nicht mit Getränken an der Security vorbei kamen, mussten diese als Störtebecker runter. Auf dem Festival war es nicht zu voll und auch die Lautstärke hielt sich in Grenzen, bestimmt weil es mitten in der Stadt war. Feuershow, Rauch und viel Glitzer. Zum Abschluss, 24:00 Uhr, wurde es mit einem Feuerwerk beendet. Die Massen sind fluchtartig vom Gelände verschwunden. Falk: „Isch dreh dursch, wer soll das hier alles saubermachen?“ Wir sind dann noch durch die Stadt gegangen, die eine ganze große Party war.

Marco wollte jetzt noch gerne zur schon erwähnten Aftershowparty, über einige Umwege haben wir ihm dann aber doch zu Lucca geführt. Falk hat uns dann wieder mit ACDC beschallt und ist dabei weggeschlummert. Marco konnte mich auch nicht überreden mitzukommen da haben wir uns dann auf einen/zwei Scheidebecher beschränkt und sind dann auch in die Koje.

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Der Sonntag war als Ruhetag geplant und wurde so auch begonnen. Gegen zehn war dann langsam wieder Leben an Bord mit einem Frühstück am Tisch. Wir durften heute auch die Gasflasche öffnen und drei Eier kochen.

„Aber vorher das Wasser im Wasserkocher heißmachen“ (Marco)

Nach dem Frühstück und dem Aufräumen ab zur Waschmaschine.   Da stand in einer uns nicht verständlichen Sprache, es soll 5€ kosten. Aber kein Automat wo Geld rein. Also Bullauge auf, Programm gewählt und Start. Geht, jetzt müssen wir noch 40 min warten, dann fertig. Die Zeit haben Marco und ich mit einem Kaffee und einem Eis verbracht. Falk lag an Bord und hat ein Nickerchen mit Musik von der Callas gehalten. Das gleiche Spiel mit dem Trockner: Tür auf, Wäsche rein und los. Das ist ja ein Blitztrockner, sagt Marco und kommt nach knappen 40 Minuten mit den Sachen an Bord.

Das bißchen Haushalt macht sich von allein..

Nun ging es ab in die Stadt. Hübsche Holzhäuser, viele Museen breite und fasst nur gerade Straßen. Mariehamn hat keine Altstadt, sie ist auch erst 150 Jahre alt. Wir sind dann einmal von der Ost- zur Westseite gewandert. Auf dieser ist im Hafen mehr Betrieb, da hier alle Naselang die großen Fährschiffe aus Stockholm, Tallin, Helsinki und woher auch immer ankommen. Hier sollte jetzt die „Pommern“ liegen, aber war sie nicht. Um die nächste Kurve rum lag sie dann doch. Sie wird gerade restauriert und steht in diesem Jahr nicht zur Besichtigung zur Verfügung. Hier gab es dann Mittag mit Pizza und einem einheimischen Bier dazu. Auf dem Rückweg haben wir dann gleich noch den Einkauf für die nächsten Tage erledigt. Wir waren dann noch im Museumshafen auf der Ostseite. Dort haben wir einen mit Olafs Volvo-Penta baugleichen Motor im Museum gesehen. An diesem Abend sind wir alle zeitig in die Koje.

Mariehamn nach Schweden Furusund 31.08.2017

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

Morgens um 05:00 geht der Wecker. Alle hoch und ab zur Dusche. Was nun die geht nicht auf?????

Da steht in perfekten englisch öffnet erst ab 06:00. Ok, dann auf die öffentlichen WCs, kurz Toilette und zurück an Bord. Kaffee und heißes Wasser in die Kanne und dann los. Auf der Fahrt zur freien See haben wir es dann endlich geschafft den neuen Ernie (den Autopiloten) zu kalibrieren. Nach gut zwei Stunden mit dem Jockel haben wir dann die offene See erreicht und konnten mit Wind aus Süd gut Strecke gen West machen. Um 10:25 Uhr ging dann der Motor wieder an. Grund, der Wind wurde weniger und wir hatten einen Gegenstrom, so machte Lucca nur noch 2,9 Knoten über Grund.  11:30 Uhr setzte dann der Wind wieder ein. Motor aus und Eintrag Position in die Seekarte. Nach einer Stunde wieder Position auf die Seekarte übertragen. Zeit 11:30 Uhr. Keiner war da beschwipst oder kennt die Uhr nicht. Wir leben jetzt wieder in der gleichen Zeit wie zu Hause. Die weitere Fahrt verlief ohne Vorfälle. Wir sind mit Lucca das Hauptfahrwasser bis nach Furusund aufgekreuzt  und waren nach 64 sm um 17:15 Uhr fest.

Ich hoffe, ich konnte anschaulich von unserem schweren Bordalltag berichten.

Prost und handbreit!

Die schwedische Gastlandflagge wird von nun an eine Weile wehen.